Stilles schreiben im digitalen TropenhausSchreiben war für mich bisher eine einsame Angelegenheit. Ich kannte niemanden, der schreibt. Ich bin nicht besonders sozial und habe auch keine Texte, die ich mit anderen teilen möchte. Tatsächlich bin ich sogar froh, dass dieser Blog eher unbemerkt bleibt, da die Angst vor Zurückweisung mich immer wieder zurückhält. Doch dann ergriff ich dank einer Begegnung in einem Leserforum den Mut und meldete mich für das „Stille Schreiben“ an. Das Treffen fand im digitalen Tropenhaus statt, einem Online-Format, das dazu dient, zwei Stunden lang an eigenen Texten zu arbeiten. Hier teile ich meine Erfahrungen.

Die Anmeldung und die ersten Schritte

Nach der Anmeldung erhielt ich kurz vor der Veranstaltung den Link und das Zugangspasswort. Die Schreibzeit beginnt um 18:00 Uhr, was bedeutete, dass ich rechtzeitig von der Arbeit losfahren musste. Tatsächlich schaffte ich es, rechtzeitig und ohne Probleme anzukommen – die Anmeldung verlief problemlos.

Doch die virtuelle Welt stellte mich vor eine neue Herausforderung. Ich fand mich zu Beginn etwas verloren, was dazu führte, dass ich ein wenig zu spät zum Startgespräch kam. Zum Glück war die Gruppenleiterin sehr freundlich und erklärte mir geduldig, wie alles funktionierte. Ich konnte entweder mit anderen Teilnehmern in Kontakt treten, wenn ich in ihrer Nähe war, oder mich an einen Einzelarbeitsplatz setzen und mich in Ruhe meinem Text widmen.

Die Zeit im Tropenhaus: Austausch statt Schreiben

In den zwei Stunden, die für das Schreiben eingeplant waren, habe ich tatsächlich kein einziges Wort an meinem Manuskript geschrieben. Stattdessen verbrachte ich die gesamte Zeit damit, mich mit einer neuen Bekanntschaft auszutauschen. Wir unterhielten uns über die Bücher, die wir lesen, tauschten uns über unsere Schreibprojekte aus und ich fragte sie ausführlich aus, wie sie plotte und ihren Schreibprozess gestalte. Es war unglaublich inspirierend, mit jemandem zu sprechen, der fest davon überzeugt ist, ihre Bücher eines Tages zu veröffentlichen. In meinem Fall überwiegt noch die Angst, dass ich „nicht gut genug“ sei.

Besonders schön war es für mich zu hören, dass wir in vielen Punkten ähnliche Herausforderungen haben. Zum Beispiel erzählte ich ihr von meiner kleinen Strategie, mein eine Verknüpfung zu meinem Manuskript im Autostart von Windows speichere, damit die Datei beim Hochfahren des PCs automatisch geöffnet wird. So überwinde ich die manchmal fast unüberwindbare Hürde, überhaupt mit dem Schreiben zu beginnen. Ich erzählte ihr auch von den Schwierigkeiten bei der Überarbeitung meiner Rohfassung und fühlte ich mich von ihr verstanden.

Ein inspirierendes Gespräch und neue Perspektiven

Obwohl ich in diesen zwei Stunden keine Zeile geschrieben habe, hat das Gespräch mit dieser einen Person meine Zweifel weitgehend zerstreut. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich über meinen Schreibprozess sprechen, ohne mich schlecht oder seltsam zu fühlen, und erhielt sogar wertvolles Feedback. In diesem Austausch erlebte ich, wie wichtig es ist, sich mit anderen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen machen.

Die Motivation, die ich aus diesem Gespräch gezogen habe, war enorm. Es fühlte sich an, als hätte ich einen gewaltigen Schritt gemacht, um mein Manuskript weiterzubringen. Direkt nach dem Event setzte ich mich wieder an die Überarbeitung – und das war das erste Mal seit über einem Jahr Pause.

Fazit: Ein voller Erfolg – auch ohne Schreiben

Obwohl ich also in den zwei Stunden des „Stillen Schreibens“ kein einziges Wort geschrieben habe, war die Veranstaltung für mich ein voller Erfolg. Der Austausch und das Feedback haben mir neue Perspektiven eröffnet und mich motiviert, weiter an meinem Projekt zu arbeiten. Ich freue mich schon auf die nächste Sitzung und werde dann tatsächlich versuchen, auch ein wenig zu schreiben. Denn ich habe jetzt ein gutes Gefühl, dass ich auf dem richtigen Weg bin – auch wenn dieser Weg noch viele Herausforderungen bereithält.

Ich kann jedem, der sich im Schreiben unsicher fühlt oder vor ähnlichen Ängsten steht wie ich, nur empfehlen, eine solche Veranstaltung auszuprobieren. Manchmal braucht es nur einen kurzen Austausch, um eine neue Perspektive zu gewinnen und endlich wieder ins Handeln zu kommen.

 

Bis zum nächsten Mal

Euer Reggy