Schreibblockade ueberwindenJeder, der je irgendeine schriftliche Arbeit abgeben musste, kennt sie: Die Schreibblockade. So vielfältig die Ursachen sind, so unterschiedlich können auch die Lösungen dafür sein. Einige Wege sind so banal, dass wir uns schlecht fühlen, nicht einmal solch simple Gegenmassnahmen ergreifen zu können.

 

Probleme

Die allermeisten Probleme haben mit Angst zu tun. Angst, das Projekt nicht zu stemmen, den Termin nicht einhalten zu können, oder den Ansprüchen nicht zu genügen. Die Liste lässt sich beliebig erweitern mit Scham und Versagensängsten jeder Art.

Das zweite Problem besteht im TUN. Sich an den Computer zu setzen und die Rohfassung herunter-zuschreiben. Sich an den Computer zu setzen. Das Dokument öffnen und loslegen. Sich zum Schreiben hinsetzen. Den Widerstand zu überwinden.

Meine Schreibblockade

Das bin ich. Ich liege auf meinem Bett und denke darüber nach, an meinem Text zu schreiben. Und denke daran. Dann fühle ich mich schlecht, weil bereits eine unproduktive Stunde verstrichen ist. Noch immer liege ich auf dem Bett und versuche es eine Stufe tiefer. Aufstehen wäre schon ein riesiger Fortschritt. Ich schliesse die Augen und drifte in einen Dämmerzustand ab.

Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaue, ist der freie Nachmittag bereits verstrichen. Jetzt lohnt es sich auch nicht mehr, anzufangen. Ich drehe mich auf die andere Seite um, kuschle mich in meine wohlig warme Decke und schlafe weiter.

Das Spiel wiederholt sich bei jedem freien Tag. Ich bekomme nichts erledigt. Will mir seit einem geschlagenen Monat einen Ordner kaufen. Und meinen bisherigen Text ausdrucken. Wenn ich schon nicht schreibe, könnte ich mindestens die geschriebenen Seiten überarbeiten. Aber diese Seiter sitzen lediglich digital in meinem Computer. Genau dem Computer, den ich nicht aufstarte und präzise jenes Dokument, das ich nicht öffne.

Diagnose Depression

Wenn es dir genau so geht, hast du ein tieferlegendes Problem als eine Schreibblockade. Ich empfehle, einen Depressionstest zu machen. Beim Resultat, es könnte sich um eine Depression handeln, such dir bitte, bitte professionelle Hilfe.

Ich weiss, es ist beinahe nicht möglich, einen Telefonanruf zu tätigen, aber bitte, schreib mindestens deinem Hausarzt eine E-Mail. Es gibt Hoffnung auf Besserung. Ich weiss es, immerhin bin ich selbst schwer depressiv. Unter uns gesagt, ist das der Hauptgrund, warum ich diesen Schreibblog gestartet habe.

Verschaffe dir einen Überblick

Solltest du dich aber dazu motivieren können, etwas zu tun, und noch besser: Bist du sogar bereit dazu, etwas zu schreiben, dann hast du die grösste Hürde bereits übersprungen. Ich will nicht sagen, dass es einfacher wird. Wird es nicht. Doch du bist bereits in der privilegierten Situation, dich für etwas motivieren zu können.

Jetzt geht es darum, dir einen Überblick zu verschaffen über dein Projekt. Lege die wichtigsten Schritte fest. Keine Sorge, es muss nur eine erste grobe Schätzung sein. Dieser Erste Wurf wird noch einige Male angepasst werden. Überlege dir, was du mit deiner Arbeit erreichen willst und schätze deinen Zeitaufwand dafür. Schreibe deinen Plan und nun halbiere die Zeit für jeden Teilschritt.

Diesen Punkt ist essenziell. Denn gemäss Murphys Gesetz dehnt sich jede Arbeit in dem Masse aus, in dem man ihr Zeit einräumt. Mit deiner knappen Zeiteinteilung bist du dazu gezwungen, die Arbeit effektiv zu erledigen. Für den ersten Rohtext ist gut genug genau perfekt. Den Text aufpolieren und ausschmücken kannst du später immer noch.

Minimal viable Product

Die Bezeichnung minimal viable product, kurz MVP, wird in der Wirtschaft für Produkte verwendet, die gerade gut genug sind, um an den Markt starten zu können, aber kein bisschen mehr. Gerade im Bereich Start-Up und Innovation hat die Strategie vom Erstellen von minimal überlebensfähigen Produkten Einzug gehalten.

Der Hauptgedanke dabei ist, neue Ideen mit minimalen Risiken und Ressourcen ausprobieren zu können. Es ist eine Zeitverschwendung, ein Produkt auf Hochglanz zu polieren, ohne zu wissen, ob es funktionieren wird.

Mach dir diesen Gedanken zum Leitbild. Keiner weiss, wie sein Text schlussendlich ankommen wird. Vielleicht ist auch die Idee nicht so toll, wie du ursprünglich gedackt hast. Es kann auch sein, dass du eine offensichtliche Lösung für den Hauptkonflikt nicht bedacht hast. Deshalb rede schon früh mit anderen über deinen Text oder bitte sie sogar darum, einen Auszug zu lesen und dir ein Feedback zu geben.

Nach deiner ersten Überarbeit ist es Zeit, um herauszufindend, ob dein Werk überlebensfähig ist, oder ob du deine Energie lieber in ein anderes Projekt investieren solltest. Du wirst dich schämen, das erste Mal dein Werk zu zeigen. Du wirst dich vor der Reaktion fürchten und du wirst es überleben.

Nachbearbeitung

Die kreative Arbeit verläuft nie linear. Es ist immer ein Vor und Zurück. Das wirst du auch merken. Bereits bei deiner eigenen Überarbeitung wirst du vieles ändern. Das fertige Buch ist noch meilenweit entfernt. Dennoch solltest du deinen fertigen Rohentwurf feiern.

What comes next?

Und wenn du jetzt dranbleibst, das Schaufelrad bist, dass ständig seine Arbeit verbessert, steht dir nicht mehr viel im Weg. Du hast jetzt die Erfahrung gemacht, dass du den Prozess überleben kannst.

Nun mach einfach weiter. Dein erstes Werk wird Mist sein. Das macht nichts. Es hat seinen Zweck erfüllt. Und schon beim nächsten Wurf wird dir vieles leichter fallen. Versprochen.

 

Bis zum nächsten Mal

Euer Reggy