TastaturDie ganze Welt schreibt mit QWERTY- oder QWERTZ-Tastaturen. Doch warum ist es so und wer ist auf die Idee gekommen, diese ineffiziente Tastenanordnung zu verbrechen? Seit der ersten Lektion in Tastaturschreiben zeigte sich, dass mein Gehirn mit der Standard-Tastatur nicht kompatibel ist.

Mein Krampf

Obwohl ich zu der Generation der digitalen Einwanderer gehöre, also die Generation Y, die mit dem Einzug der Computer in die Haushalte aufgewachsen sind, komme ich nicht mit den Tastaturen klar. Das zeigte sich noch deutlicher als ich im ersten Jahr Gymnasium den obligatorischen Tastaturkurs durchlitt.
Schon in der ersten Stunde fiel ich gefühlt hinter den anderen zurück.Ich prägte mir die Buchstabenreihenfolge ein und versuchte fehlerfrei den Text abzutippen. Da ich sowohl eine schwache ausgeprägte Legasthenie plus ein schlechtes Gedächtnis habe, war das für mich die Hölle. Als die ganze Klasse auch noch die Tippgeschwindigkeit an das Ticken eines Chronometers anpassen sollten, erstarrte ich komplett.
Dennoch habe ich zuhause wie wild geübt, weil nach erhalt des Zertifikats der Unterricht nicht mehr besucht werden musste. Ziel war es, dass alle innerhalb des ersten Semesters ihr Zertifikat in der Tasche haben sollten.
Dem machte aber eine kleine Gruppe einen Strich durch die Rechnung. Ich war auch selbstverständlich mit von der Partie. So übten wir ein zweites Semester weiter. Allmählich schafften es alle zum Zertifikat. Nur ich nicht. Im gesamten Jahrgang des Gymnasiums, war ich die einzige Flasche, die Tastaturschreiben nicht bestanden hatte.
Also durfte ich auch im neuen Schuljahr nochmals ran. Ich übte und übte und übte. Und musste schliesslich nicht mehr zum Tastaturschreiben, weil der Kurs wegen Kostenersparnissen nach zum Ende des Schuljahres gestrichen wurde. Aber keine Sorge, ich hatte trotzdem nicht viel länger bei den Semesterarbeiten und konnte alles innerhalb der vorgegebenen Zeit am PC lösen. Nur das Zertifikat im Tastaturschreiben fehlte mir.
Das holte mich schmerzhaft ein, als ich meine kaufmännische Lehre begann: Jeder musste den Nachweis erbringen, dass er Tastaturschreiben beherrsche. Ich fiel durch den ersten Test und musste mich einen Plan vorlegen, wie ich es bis zum Nachtest beherrschen wolle. Habe ich gemacht und auch fleissig geübt. Und bin am Testtag wieder durchgerasselt.
Der Lehrbetrieb wurde informiert. Konsequenzen hatte es aber keine. Nur die Schande darüber, dass ich jeden Tastaturkurschreibtest vergeigt habe.

Des Autors wichtigstes Werkzeug

Heute schreibe ich wie alle anderen auch vor allem digital. Somit ist die Tastatur mein wichtigstes Schreibwerkzeug. Entsprechen gut sollte man es beherrschen und nicht schon von der blossen Benutzung behindert werden.
Dieser Satz stimmt nicht ganz. Neben der bequemen Textverarbeitung und der garantierten Leserlichkeit, ist das Tippen auf einer Tastatur schneller als das Schreiben von Hand. Sogar Menschen, die mit nur zwei Finger auf einer Tastatur schreiben, überbieten die Geschwindigkeit gegenüber der Handschrift. Deshalb feierte die Schreibmaschine auch ihre Erfolge.
Deshalb versuchte ich erst gar nicht durch weiteres Training meine Geschwindigkeit zu erhöhen. Dabei widerstrebte meinem Gehirn die unfreundliche Tastenanordnung. Ein grosses Problem waren bei mir immer die Schreibfehler, die im echten Leben durch Autokorrektur behoben werden, und das exakte Wiedergeben eines vorgefertigten Textes. Mein Gehirn kann auch bei Diktaten nicht den genauen Wortlaut wiedergeben. Ich formuliere alles simultan in meinen Sprachgebrauch.
Dennoch musste ich einräumen, dass Luft nach oben da war und QWERTZ und ich nie zusammengehören werden. Und so machte ich mich auf die Suche nach der Entstehungsgeschichte und alternativen zum weit verbreiteten Tastaturlayout.

Die Geschichte von QWERTZ

SchreibmaschineDie Antwort führt ins Jahr 1868. Am 14. Juli 1868 meldet der amerikanische Journalist, Buchdrucker und Erfinder Christopher Latham Sholes seine Schreibmaschine zum Patent an. Sein Gerät hat einen Vorteil gegenüber anderen Schreibmaschinen: Die Hämmerchen, die die Buchstaben auf das Farbband drücken, verhaken sich nicht mehr ineinander. Das wurde durch eine neue Tastenanordnung möglich. Tasten häufig verwendeter Buchstabenkombinationen liegen bei Sholes weit auseinander, damit sich die Hämmerchen nicht mehr so einfach berühren. So haben zum Beispiel die Buchstaben A und L oder S und P, die häufig in Kombination vorkommen, einen sehr grossen Abstand.
Das Tastaturlayout mit QWERTY als Abfolge der obersten Zeile entwickelte Sholes auf Basis einer statistischen Untersuchung von häufigen Buchstabenkombinationen der englischen Sprache. Im deutschen Design lautet die Abfolge QWERTZ. Sie unterscheidet sich nur geringfügig von Sholes‘ Original und ist für die Sprachen Mittel- und Osteuropas optimiert worden.

Im nächsten Teil erkläre ich, wie ich dieses Problem der ineffizienten Tastatur gelöst habe.

Bis zum nächsten Mal

Euer Reggy