Texte diktierenSchriftsteller schreiben. Doch dank Transkriptionsprogrammen können Texte auch diktiert werden. Hier meine Erfahrungen mit der App SpeechNotes.

Schriftsteller schreiben

Seit hunderten von Jahren schreiben Schriftsteller ihre Geschichten nieder. Zuerst mit Fingerfarben an Höhlenwänden, dann in Stein gemeisselt, später auf Pergament und Papier. Erst seit Kurzem sind Schreibmaschine und schliesslich Textverarbeitungsprogramme auf dem Computer die dominierende Form. Doch noch viel älter ist die Urform des Geschichtenerzählens per Sprache. Texte diktieren schliesst also den Kreis.

 

Mein zweiter Anlauf

Kürzlich hat mich ein Bekannter darauf angesprochen, ob ich nicht schneller sei, meinen Text zu diktieren statt sie zu tippen. Ich hatte das vor einigen Jahren bereits versucht und damit suboptimale Ergebnisse erzeugt. Ich habe ihm entsprechend geantwortet. Doch die Idee hat mir keine Ruhe gelassen und ich beschloss, einen zweiten Anlauf zu wagen. Immerhin ist der Fortschritt von KI in den letzten Jahren gewaltig gewesen. Das dürfte sich auch positiv auf Spracherkennung ausgewirkt haben.

 

Diktierfunktion in Word

Ich schreibe mit Word. Deshalb habe ich als Erstes die Diktierfunktion in Word versucht. Leider hat dieses Programm keine grossen Fortschritte gemacht. Kaum ein Satz wurde fehlerfrei transkribiert. Teilweise fiel es mir schwer, nachzuvollziehen, was ich da einige Minute vorher diktiert hatte. Vielleicht funktioniert es besser in Englisch, aber für Deutsch kann ich nur davon abraten.

 

SpeechNotes

Anders sieht es mit der App SpeechNotes von Google aus. Hier war ich überrascht, wie akkurat die Erfassung ist. Einige Dinge, wie Eigennamen erkennt das Programm nicht. Bei homophonen Worten wie «mehr» oder «Meer» können Verwechslungen vorkommen. Die KI kann noch nicht besonders gut den Kontext eines Textes erfassen.

Die Nachbearbeitung der Notizen ist unerlässlich. Zeilenumbrüche, Anführungs- und Schlusszeichen müssen genauso nachträglich eingesetzt werden, wie Eigennamen nachgebessert werden müssen. Die Überarbeitung nimmt mehr Zeit in Anspruch als das Diktieren. Das macht einen grossen Teil der Zeitersparnis wieder zunichte. Dennoch empfinde ich es als eine willkommene Abwechslung zur Tastatur.

 

Arbeitsvorbereitung nötig

Wenn man Texte diktieren will, sollten die groben Punkte bereits im Vorfeld stichwortartig notiert werden. Durch das schnelle Sprechtempo wird das Nachdenken gehemmt. Ich kann nicht gleichzeitig sprechen und denken. Deshalb ist das Diktieren von Texten nur mit Vorbereitung möglich. Beim Schreiben mache ich immer mal wieder kurze Pausen in denen ich mir ausdenke, was als nächstes passiert. Diese Pausen entfallen beim Diktieren.

 

Spezialfall: Texte abschreiben

Gelegentlich schreibe ich von Hand. Bei Szenen, in denen ich nicht genau weiss, wie ich sie ausgestalten will, oder wenn ich nicht weiss, wie ich von Punkt A zu Punkt D komme, fällt mir die Arbeit per Stift leichter. Steht ein Satz auf Papier, kann ich ihn nicht mehr löschen. Um solche Texte digital zu erfassen, eignet sich ein Diktierprogramm. Meine Handschrift ist nicht schön genug, um sie per OCR umwandeln zu lassen. Somit bleibt mir nur die Eingabe per Tastatur oder das Diktat. Da ich diesen Text nur noch laut vorlesen und anschliessend bereinigen muss, bin ich in diesem Spezialfall per Transkribieren vielleicht einen Drittel schneller als beim Abschreiben.

 

Fazit: Diktierprogramme können Sinn machen. Besonders bei einem ersten Entwurf. Sie erfordern gewisse Vorbereitung vor dem Diktieren, und das Nachbearbeiten der transkribierten Texte. Wenn man gerne von Hand schreibt, ist Diktieren eine gute Abwechslung zum sturen Abtippen. Ob es eine Zeitersparnis ist, bleibt dahingestellt. Auf jeden Fall lockert es den Schreibprozess auf.

 

Bis zum nächsten Mal

Euer Reggy