Stift oder TastaturSchon Jahrtausende lang schreiben Menschen analog. All die Klassiker, die jeder kennt und kaum einer gelesen hat, wurden von Hand niedergeschrieben. Kaum vorstellbar, dass Bücher zur Vervielfältigung von Hand abgeschrieben wurden. Abertausende von Seiten wurden handschriftlich kopiert.

Digitales Zeitalter

Was für ein Glück für uns, dass die digitale Datenverarbeitung ihren Siegeszug mit dem Personal Computer erfolgreich angetreten hat. Das Klackern der Tastatur hat im Literaturbetrieb das Kratzen eines beliebigen Stiftes über Papier abgelöst.

Dennoch ist das Schreiben von Hand noch nicht gänzlich verschwunden und wird sich hoffentlich noch lange halten. Denn schliesslich bewerten wir wie beim Lesen digital und analog anders. Für unser Gehirn lässt sich das auf einen einfachen Nenner bringen: Digital ist scheissegal.

 

Vorteile von Stift und Tastatur

Stift und Papier:

  • permanent
  • Haptisch
  • Besser durchdacht
  • Aktivierung des ganzen Körpers

Tastatur:

  • Schnell
  • Veränderbar
  • Einfach zu vervielfältigen
  • platzsparend

 

Pro Stift

Ich will hier eine Lanze brechen für das analoge Schreiben. Da ich ein Digital Immigrant bin, ist meine erste Wahl durchwegs digital. Leider funktioniert das beim Schreiben aber nur bedingt. Ich habe lange gebraucht, mir das einzugestehen. Da schreiben in ein Notizbuch eher unprofessionell wirkt, gebe ich es auch heute noch nicht gerne zu. Aber ich tue es auch.

Ja, von Hand schreiben ist ineffizient, langsam, unpraktisch und im Nachhinein schwierig zu entziffern. Meine Handschrift ist potthässlich. Leider funktioniert aber mein Gehirn genau so: ineffizient, langsam und unpraktisch. Zuweilen sogar chaotisch und im Nachhinein kaum rekonstruierbar. Deshalb funktioniert das Schreiben von Hand so wunderbar für mich. Da das Schreiben so lange dauert, erhält mein Kopf Zeit die Ideen in Sprache zu übersetzen.

 

Körperliche Dimension

Die körperliche Beteiligung regt meine Sinne an. Jeder Text wird deshalb nicht nur von meiner Gedankenwelt geprägt, sondern unwillkürlich auch mit meinem Körpergefühl gefärbt. Diese Ebene verleiht dem Text eine zusätzliche Qualität. Die Gedanken werden Facettenreich. Ein wenig schäme ich mich dafür, dass ich diese Dimension nicht bei einem getippten Text fertigbringe. Vielleich kommt das noch mit mehr Übung.

 

Lange Tradition

Was man trotz allen Vorteilen der digitalen Textverarbeitung nicht vergessen darf: Viele grosse Schriftsteller schrieben und schreiben noch immer von Hand. Entweder, weil sie keine Möglichkeit hatten, ihre Texte zu tippen, wie Ovid oder Shakespeare, oder weil sie lieber von Hand schreiben wie Neil Gaiman, Franz Kafka oder Wolfgang Hohlbein.

 

Was zählt, ist das Werk

Bei all dem Effizienzstreben, den Standards und den Vorstellungen, was professionell und modern ist, darf man eines nie vergessen: Ziel ist es, das Werk zu vollenden. Wenn dabei die Extrarunde vom Handgeschriebenen über die Tastatur gegangen werden muss, ist es auch gut. Der kreative Prozess ist hässlich und verwirrend. Weshalb also nicht so arbeiten wie die grossen Meister aus vergangenen Tagen? Wer gerne von Hand schreibt, soll das tun. Geschadet hat es der Weltliteratur jedenfalls nicht. Wichtig ist, dass der Prozess für einen persönlich funktioniert.

 

Fazit: Wer Freude am Schreiben hat, rate ich folgendes: Ab an die Stifte oder haut in die Tasten. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Schreibt eure eigenen Geschichten auf eure Weise nieder. Hauptsache, ihr schreibt.

 

Bis zum nächsten Mal

Euer Reggy